30. März 2025 / " Szene Stuttgart" Steffen Eifert

Konzertbericht: Midge Ure and Band Electronica "Catalogue — The Hits Tour" (26.3. Theaterhaus)

Da fühlten sich die Boomer im Publikum alle wieder jung - man tanzte, sang und johlte, und allein diese 20 Minuten wären den Besuch wert gewesen.

Als er 1979 Frontmann der stilprägenden New Wave und Synth-Pop Band Ultravox wurde, hatte Midge Ure bereits mehrere Musikerleben in erfolgreichen Bands hinter sich:

Von der 'Pop-Band' (Slik) zur 'Post-Punk-Band' (The Rich Kids), Kurzzeit-Gitarrist bei Thin Lizzy und nebenher dann noch Teil des Visage-Projekt (mit Billy Currie).

Auf der aktuellen „Catalogue: The Hits“ - Tour präsentierte der mehrfach mit Gold und Platin ausgezeichnete Künstler den begeisterten Fans Ultravox-Hits wie „Dancing With Tears In My Eyes“, „Hymn“, seine Solo-Hits und Songs aus den vielen Bandprojekten seiner Karriere. 

Punkt 20 Uhr startete die (seltsamerweise nirgends in irgendeiner Form erwähnte) Vorgruppe - bestehend aus 2 jüngeren Herren (aus deren in nicht ganz einfach zu verstehendem Englisch vorgetragenen Ansagen konnte man dann bei genauem Zuhören entnehmen, dass sie sich offenbar „India Electric Company“ nennen). 

 

Das ist eine Sache, die mir schon öfters auffiel: warum treten Musiker als „Vorprogramm“ auf, wenn es nicht ihr Ziel ist, dadurch bekannter zu werden? Wenn es aber ihr Ziel ist, bekannter zu werden – warum verheimlichen sie dann so oft, wer sie eigentlich sind (ich habe schon Vorgruppen erlebt, bei denen es mir trotz Recherche nicht gelang, den Namen rauszufinden)? Und auch diese beiden Herren haben das sehr diskret behandelt. Den Namen insgesamt 2x in starkem englischem Slang inmitten einer Ansage zu nuscheln, sorgt meiner Ansicht nicht dafür, sich bekannt zu machen … Aber egal – soll ja nicht mein Problem sein. Man wundert sich nur ein wenig.

Die Musik des 25-Minuten-Auftritts war auf jeden Fall nicht schlecht, und handwerklich waren die echt gut.

Als dann um ca. 20.50 Uhr Midge Ure auf die Bühne kam, traf man die 2 Herren wieder, denn die waren nun 2/3 der Begleitband. Und vor allem der ruhigere der beiden erwies sich als echter Tausendsassa: neben Keyboard spielte er auch noch Geige und – überraschend gut – Gitarre. 

Superstar und absoluter Mittelpunkt des Geschehens ist aber natürlich Midge Ure, dem man seine 71 Lebensjahre nicht auf Anhieb ansieht. Gewisse Sorgen hatte ich – das muss ich zugeben – in Bezug auf die Stimme. Und tatsächlich hatte man den Eindruck, dass alles gefühlt eine halbe Oktave tiefer gelegt wurde – und dass er sich trotzdem bei den vielen hohen Stellen noch schwer tut. 

Aber klar – was will man erwarten? Wir müssen ja froh sein, dass die Helden unserer Jugend sich den Stress einer Tournee überhaupt noch geben und uns somit die Chance eröffnen, die alten Zeiten nochmal aufleben zu lassen. Da darf man dann nicht auch noch erwarten, dass die Stimme eines über 70jährigen noch so klingt wie früher. Ich war am Ende positiv überrascht – er hat sich die Höhen in den meisten Fällen recht erfolgreich abgerungen, und insgesamt waren die Vocals sehr viel besser erhalten als zum Beispiel vor kurzem bei dem Konzert von FISH.

Ich persönlich hätte an seiner Stelle ja den recht guten Sänger der Vorgruppe genutzt, um mich bei den schwierigen Passagen ein bisschen „unterstützen“ zu lassen, aber vielleicht ist Midge dafür dann doch ein wenig zu eitel (darauf könnte auch hindeuten, dass er seine 3 Mit-Musiker nicht einmal vorgestellt hat …)

Vom Programm her gab es eine für unseren Geschmack ansprechende Mischung aus Knaller-Hits und etwas unbekannteren Stücken – eben einen Querschnitt durch die Werke seines langen Schaffens.

Richtig Action im Theaterhaus war erwartungsgemäß gegen Ende, als er mit Fade to Grey, Love’s Great Adventure, Hymn, The Boys are back in Town, One Small Day und Dancing with Tears in my Eyes das große Party-Besteck rausholte. Da fühlten sich die Boomer im Publikum alle wieder jung - man tanzte, sang und johlte, und allein diese 20 Minuten wären den Besuch wert gewesen. 

Als Zugabe bekamen wir noch The Voice, und dann war das letzte Konzert der aktuellen Tournee nach 1:40 Stunden leider auch schon zu Ende.

Fazit: Ich hatte ULTRAVOX bisher nie live gesehen und die Hoffnung fast schon aufgegeben, das noch nachholen zu können. Insofern empfand ich es als großes Glück, jetzt noch die Chance zu bekommen. Und das Ergebnis war für mich insgesamt deutlich besser, als ich zu hoffen gewagt hatte.

https://www.mrmac.de/

Bildnachweis Steffen Eifert / Andy Siddens

 

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