29. Oktober 2024 / Sport

Ludwigsburger Statement in Bonn

Gesamtheitliche Freude in gelb-schwarz! Die verkürzte Rotation bejubelt das Ende des Anti-Laufs in und gegen Bonn und die beste Leistung der Saison.

Obwohl die MHP RIESEN Ludwigsburg im Auswärtsspiel bei den Telekom Baskets Bonn auf mehrere Leistungsträger verzichten müssen und mehrere Akteure angeschlagen ins Spiel gehen, machen die Schwaben im Telekom Dome ihr bestes Saisonspiel – und gewinnen hochverdient 89:79. Unter der Interimsägide von Lars Masell ist die Verteidigung exzellent, das Teamgefüge großartig und die Moral beachtlich und das Spitzenspiel eine erstaunlich einseitige Angelegenheit. 
 
Im Bonner Telekom Dome, auf den Dyn-Empfangsgeräten und in den Social-Media-Netzwerken herrschte, im Vorfeld der Partie des 6. Spieltags, großes Aufsehen: Ludwigsburg musste im Vergleich zur Partie gegen Dijon auf Headcoach John Patrick, Nationalspieler Jacob Patrick (beide krank), Yorman Polas Bartolo (verletzt) und Julis Baumer (Abstellung in Richtung NBBL) auskommen, mehrere Spieler gingen angeschlagen in die Partie – was allumfassend keine gute Ausgangslage darstellte, für die MHP RIESEN aber, im Gegensatz zu allen anderen, aber nicht überraschend daherkam: In den vorangegangenen Tagen waren die Ludwigsburger näher zusammengerückt, hatten sich auf das Duell samt Next-man-up-Mentalität eingeschworen und verschiedenste Personalkonstellationen in Erwägung gezogen. Viele dahin gemachte Gedanken sollten exzellent aufgehen: Lars Masell vertrat John Patrick, Kellan Grady und Hunter Maldonado rückten für Yorman Polas Bartolo und Jacob Patrick in die Startformation.
 
Ab der ersten Minute stand dann auch die RIESEN-Verteidigung, die den Baskets das Leben extrem schwer machte und 19 Ballverluste forcierte. Bereits innerhalb der ersten zehn Minuten nahmen die Schwaben an Fahrt auf, kamen durch mehrere Akteure zu Zählbarem und vor allem durch Ezra Mañjon und Jarred Ogungbemi-Jackson zu Punkten. Sie hatten bei zwei, drei knappe Schiedsrichterntscheidungen zwar etwas Glück, erzwangen ihr Glück aber auch über das komplette Parkett ganzheitlich. Stellvertretend dafür war ein Mañjon-Buzzerbeater, der einen guten Spielabschnitt mit der erneuten Führung veredelte (21:22, 10.).
 
Nachdem die Gäste zunächst besser, auf der Anzeigetafel aber kaum sichtbar vorne lagen, war es erneut das Duo Mañjon-Ogungbemi-Jackson, das die MHP RIESEN anführte. Ersterer überzeugte durch seine Geschwindigkeit, Letzterer durch clevere Aktionen. Die Gelb-Schwarzen überpowerten die Hausherren in diesem und dem folgenden Abschnitt regelrecht und beeindruckten mit ihren Qualitäten; darunter mannschaftlicher Geschlossenheit. Alle Akteure opferten sich für den Dienst an der Sache auf, trafen gute und teamdienliche Entscheidungen, ließen den Ball in der Offensive laufen und zogen die Energie der 5.130 Zuschauer aus dem Halleninnenraum. Sie erspielten sich eine zweistellige Führung (27:37, 15.) und hielten diese auch bis zum Gang in die Kabinen aufrecht. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Ogungbemi-Jackson (12 Punkte) und Mañjon (17) als Topscorer vorangegangen, weitere Spieler – darunter Grady, Maldonado und Justin Simon – dem Positivbeispiel gefolgt und die Bonner sehr am Hadern (34:46, 20.).
 
Defensive Klasse für Bonn nicht zu matchen

 
Besagter Frust über die eigene Leistung blieb auch nach dem Seitenwechsel omnipräsent: Ludwigsburg überzeugte durch Intensität, Galligkeit, Defensive und Leidenschaft. Beispielhaft dafür war Grady, der sich einmal mehr in einer Verteidigungssequenz und beim Hechten nach dem Ball an der Hand verletzte, diesmal aber weder genäht noch ausgewechselt werden musste. Seine Kameraden griffen die Intensität auf, standen dieser aber in wenig nach und potenzierten die gute Laune. Ogungbemi-Jackson und Johannes Patrick, der wiedergenesen ins Aufgebot zurückkehrte, trafen Big-Point-Würfe. Ludwigsburg setzte sich scheinbar vorentscheidend ab, verpasste aber unter anderem durch Maldonado am Viertelende den Dagger (51:70, 30.).
 
Im Duell mit der besten Angriffsformation der Liga, dem Ausgang der vergangenen zehn Partien im Hinterkopf sowie dem Mute der Verzweiflung aller Bonner auf und neben dem Parkett war das Geschehen aber noch nicht entschieden. Angeführt von Ex-RIESE Jonathan Bähre, Angelo Allegri und Phlandrous Fleming Jr. schickten die Bonner Lebenszeichen und stemmten sich gegen alle Widerstände. Doch das Gezeigte blieb nur Ergebniskosmetik. Ludwigsburg blieb, obwohl die Kraft der kurzen Rotation nachließ und sich Fehler einschlichen, abgezockt und abgebrüht genug, brachte das Duell würdig und weitestgehend souverän zu Ende, wobei auch ein Dunk, nach Backdoor-Cut von Grady, fünf Minuten vor dem Ende half (67:81). Die Telekom Baskets steckten zwar nicht auf, hatten aber nicht mehr genug Antworten parat, um Ludwigsburg den Sieg ernsthaft nochmals streitig machen zu können.
 
Positiv beflügelt durch Leistung, 89:79-Sieg sowie dem Sprung auf Tabellenplatz zwei der easyCredit BBL machten sich die Ludwigsburger direkt nach Spielende und noch in der Nacht auf den Weg nach Frankfurt. Von dort geht’s am Dienstag gen Schottland und am Mittwoch (30.10.; 20:30 Uhr) gegen die Caledonia Gladiators.
 
Stimmen und Stats

 
Lars Masell | Assistant Coach MHP RIESEN Ludwigsburg: „Wir sind sehr froh, dass wir das Spiel heute mitgenommen haben. Wir wussten um das Talent von Bonn. Das ist eine gute Mannschaft, gute Spieler, ein guter Coach. Heute haben wir sie [Bonn] auf dem für uns richtigen Fuß erwischt. Wir haben unseren Gameplan nicht immer schön, aber sehr effizient umgesetzt. Ich möchte ein großes Lob an das gesamte Team, an den Staff, an alle Spieler aussprechen. Wir haben den Sieg heute absolut verdient, denke ich.“
 
Roel Moors | Headcoach Telekom Baskets Bonn: „Glückwunsch an Ludwigsburg! Ich glaube, die wesentlichen Dinge sind schon gesagt... Talent gewinnt natürlich keine Spiele. Ludwigsburg hat bereits die ersten zwei, drei Minuten direkt den Ton gesetzt. Wir haben [im Vorfeld] versucht, den Fokus auf die Limitierung von Ballverlusten zu legen. Das hat heute, glaube ich, nicht wirklich gut geklappt – mit allein acht Turnovern im ersten Viertel. Manchmal war da ein Ludwigsburger Arm in der Defensive dazwischen, manche [Ballverluste] waren aber auch sehr einfach. Mit einer solchen Aggressivität in der Verteidigung kann man sehr unterschiedliche Art und Weise umgehen. Man kann Angst haben und langsam spielen oder man kann seine Vorteile ausnutzen. Das haben wir heute überhaupt nicht gemacht. Sie [die Ludwigsburger] waren in allen Facetten besser. Im Rebound, selbst in der Ballverteilung, in der Offensive. Ich habe mein Team heute nicht wiedererkannt. Wir haben viele junge Spieler, die noch nie so viel defensiven Gegendruck erlebt haben. Aber das soll keine Ausrede sein. Wir sind jetzt wieder mit beiden Füßen auf dem Boden, können und werden jetzt weiterarbeiten.“
 
Für Bonn spielten: Angelo Allegri 18 Punkte / 5 Rebounds, Phlandrous Fleming Jr. 18 / 5 Assists, Darius McGhee 14, Thomas Kennedy 8, Rivaldo Soares 7, Till Pape 7, Bodie Hume 3, Jonathan Bähre 2 und Lars Thiemann 2.
 
Für Ludwigsburg spielten: Ezra Mañjon 23 Punkte, Kellan Grady 18, Jarred Ogungbemi-Jackson 17, Hunter Maldonado 12 / 5, Justin Simon 12 / 5, Johannes Patrick 5, Joel Scott 2, Jonas Wohlfarth-Bottermann, Brandon Tischler und Dominykas Pleta.

Bildnachweis: Sascha Walther / Eibner.
 
 

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