Baden-Württemberger kämpfen mit Hürden
Eine ausgewogene Ernährung im hektischen Alltag? Für viele Baden-Württemberger bleibt das leichter gesagt als getan. Laut einer neuen repräsentativen forsa-Umfrage im Auftrag der AOK Baden-Württemberg empfinden 57 Prozent der Befragten es als herausfordernd, gesunde Ernährungsgewohnheiten dauerhaft in ihren Alltag zu integrieren. Besonders schwierig ist das für Menschen mit Übergewicht – 68 Prozent von ihnen sehen darin ein großes Problem.
„Wir müssen die Rahmenbedingungen verbessern, nicht nur die Motivation der Einzelnen“, fordert Johannes Bauernfeind, Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg.
Ein zentrales Hindernis: gesunde Alternativen sind vielerorts schlicht Mangelware. 86 Prozent der Befragten kritisieren, dass an Bahnhöfen, Raststätten oder öffentlichen Plätzen überwiegend ungesunde Snacks angeboten werden. Auch am Arbeitsplatz sieht es nicht besser aus – jeder Zweite bemängelt das Fehlen gesunder Verpflegung.
Viele wünschen sich konkrete Veränderungen:
28 % hätten gern gesündere Kantinenangebote,
33 % Zuschüsse für Sportkurse,
35 % Bewegungsangebote wie Yoga am Arbeitsplatz.
„Gesunde Entscheidungen müssen zur einfachsten Option werden“, betont Bauernfeind. Eine Steuerbefreiung für Obst und Gemüse, die 89 Prozent der Bevölkerung unterstützen würden, könnte ungesunde Alternativen unattraktiver machen. Ebenso beliebt: Anreize zur Zuckerreduktion (87 %) und verständliche Nährwertkennzeichnungen (79 %).
Doch nicht nur das Angebot, auch das Wissen über Ernährung ist ausbaufähig. 69 Prozent halten Sport fälschlicherweise für den wichtigsten Abnehmfaktor, während 27 Prozent nicht wissen, dass ein Kaloriendefizit entscheidend ist. 54 Prozent snacken regelmäßig zwischen den Mahlzeiten – bei Übergewichtigen sind es sogar 56 Prozent.
Übergewicht bleibt zudem ein sensibles Thema: 40 Prozent der Baden-Württemberger berichten von ungewollten Kommentaren, 37 Prozent von Spott im Umfeld. Besonders Frauen fühlen sich unter Druck – 88 Prozent kritisieren den übermäßigen Fokus auf Äußerlichkeiten.
Um gegenzusteuern, startet die AOK die bundesweite „66-Tage-Challenge“: Mit individuellen Ernährungsplänen, Bewegungstrackern und psychologischer Unterstützung sollen Teilnehmende gesunde Routinen aufbauen. „Nicht Diäten zählen, sondern nachhaltige Gewohnheiten“, so Bauernfeind.
Die Botschaft ist klar: Wer gesunde Ernährung wirklich fördern will, muss sie für alle zugänglich, bezahlbar und selbstverständlich machen.
Die forsa-Umfrage wurde vom 21. August bis 8. September 2025 unter 750 Baden-Württembergern ab 14 Jahren durchgeführt.
Fotocredits: © AOK Baden-Württemberg

