24. Dezember 2024 / Kultur

Eine Weihnachtsgeschichte Teil 3

Weihnachtsgeschichte Teil 3, zum Vorlesen

Da kam schon Prof. Dr. Schilling mit wehendem Kittel, kondolierte den Familienmitgliedern und sagte: „Sie wussten wohl nicht, dass Frau Schieder schon eine Weile herzkrank war, das aber gern ignorierte?“ „Ach, nein“, meinte Birgit, „sie wirkte bis zum Schluss munter und unternehmungslustig.“ „Ja, so lernte ich sie auch kennen. Vom Kranksein wollte sie nichts wissen. Ich musste ihr aber dann doch einen Beta-Blocker verschreiben und sie warnen, ihre Befindlichkeit nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.“

Glücklicherweise hatte Thomas den Schlüssel für Ilonas Wohnung in seine Jackentasche gesteckt. Die Tote würde bald abgeholt und in einem Nebenraum der Totenhalle aufgebahrt werden. In jedem Falle brauchte man die Geburtsurkunde. Nach den Feiertagen musste all das geregelt werden, was vorher nicht möglich wäre: der Gang zum Einwohnermeldeamt, das Gespräch mit dem Pfarrer, das Aussuchen eines Sarges, das Blumenarrangement und so weiter.

Es war auf der alten Pendeluhr im Wohnzimmer schon nach 21 Uhr, als Birgit und Thomas in der Kommode nachsuchten, in der Ilona ihre wichtigsten Dokumente verwahrt hatte. „Schau‘ mal“, sagte Thomas, „hier ist ein Kuvert mit der Aufschrift ‚Nach meinem Tode zu öffnen‘.“

Jetzt merkten sie, dass die alte, aber doch so lebhafte Verwandte, die von ihnen geliebt worden war, schon zeitig vorgesorgt hatte. Es war ihr wohl bewusst, dass ihr Leben jederzeit zu Ende sein könnte.

‚Liebe Biggi‘ – so titulierte sie einen ganz persönlichen Brief.

‚Ich habe keine eigenen Kinder, habe Dich, Thomas und Eure Kinder in all den Jahren fest in mein Herz geschlossen. Es war mir eine Freude, an Eurem Leben teilnehmen zu dürfen, und Freude habt Ihr mir reichlich gemacht. Finanziell ging es Peter und mir von Berufs wegen immer bestens.

Ich weiß, dass Thomas vor einigen Jahren seine gute Arbeitsstelle verloren hatte. Ich weiß, dass er auch jetzt in seiner Firma kein Abonnement für die Ewigkeit hat. So bin ich froh, dass ich Euch alles vererben kann, weil ich leider nicht mehr durch Reisen und andere teure Dinge in der Lage bin, es aus dem Fenster zu werfen.

Aus steuerlichen Gründen bist Du, liebe Biggi, als meine Nichte Alleinerbin. Das Testament liegt im Tresor von Notar Dr. Kurth. Ich kann nur sagen: Macht Euch keine finanziellen Sorgen mehr! Ich verabschiede mich in aller Liebe und danke Euch noch einmal herzlich für das, was ihr mir an persönlicher Zuwendung so reichlich geschenkt habt.

Eure Ilona‘

Sprachlos starrten sich die Eheleute an. Es war Zeit, nach Hause in ihr stilles Tal zu fahren und über Vieles nachzudenken. ....

Fortsetzung folgt

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