16. November 2024 / Heikos Kulturblog

Wikinger in Stuttgarts „Araberdorf“

Hilfe, die Wikinger kommen!

Hilfe, die Wikinger kommen! In den 80/90er Jahren arbeitete ich für einen skandinavischen Konzern. Aus dieser Zeit habe ich noch skandinavische Freunde. Mikael und seine Familie stammen aus Dänemark, leben inzwischen in Schweden. Auf dem Weg zu ihrer Zweitwohnung in Apulien machen sie manchmal bei uns einen Zwischenstopp. Stuttgart liegt so ziemlich in der Mitte auf ihrer fast 2.500 Kilometer langen Reise. Aber Wikinger lieben schon immer das Reisen. 

In Stuttgart machen wir immer ein kleines Kulturprogramm. Bei ihrem letzten Besuch besichtigten wir das „Araberdorf“, die Weißenhofsiedlung. Wikinger – zumindest die, die wir kennen – interessieren sich für Design und Architektur.

Während des Nationalsozialismus wurde die Weißenhofsiedlung scharf kritisiert und abwertend als „Araberdorf“ bezeichnet. Bereits 1938 fand ein Architektenwettbewerb für einen Gebäudekomplex der Wehrmacht auf dem Gelände der Weißenhofsiedlung statt, an dem auch der Architekt und Hochschullehrer Paul Schmitthenner, der neben Paul Bonatz zu den Hauptvertretern der „Stuttgarter Schule“ gehörte, teil. Geplant war ein Komplettabriss. Die Siedlung wurde1939 an das Deutsche Reich „verkauft“, allen Mietern wurde gekündigt. Abriss und Neubebauung wurden letztlich aber nicht realisiert. Die Nazis hatten dann andere Prioritäten.

Der Name Weißenhof geht auf den Bäcker Georg Philipp Weiß zurück, der 1779 auf dem brachliegenden Gelände einen landwirtschaftlichen Betrieb errichtete. Nach ihm sind die Siedlung und der Stuttgarter Stadtteil benannt.

Die Weißenhofsiedlung, auch Werkbundsiedlung genannt, entstand 1927 vom „Deutschen Werkbund“ unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe und führenden Vertretern des „Neuen Bauens“, teilweise unter Verwendung experimenteller Materialien.

Die Weißenhofsiedlung, das Bauhaus , das Neue Frankfurt, die weißen Stadthäuser in Paris von Le Corbusier und die De-Stijl-Bewegung in den Niederlanden gehörten zu den einflussreichsten Vorbildern der aufkommenden modernen Architektur. 

Im Jahr 1928 wurde die Vereinigung Congrès Internationaux d’Architecture Moderne gegründet, die diese Bauweise förderte, unterstützte und die theoretischen Grundlagen für zeitgemäße Architektur und Städtebau unserer Zeit entwickelte.

Die Siedlung war Teil der 1927 vom „Deutschen Werkbund“ initiierten Ausstellung „Die Wohnung“, die an verschiedenen Stellen Stuttgarts stattfand. Sie gilt als eine der bedeutendsten Architektursiedlungen der Neuzeit. In nur 21 Wochen entstanden 21 Häuser mit insgesamt 63 Wohnungen. Damit handelt es sich hier nicht um eine gewachsene Siedlung, sondern um das Resultat der Ausstellung „Die Wohnung“. 

Der Stuttgarter Maler und Grafiker Willi Baumeister war an der Ausstellung als Typograf und Werbegrafiker beteiligt und gestaltete unter anderem das Hauptplakat „Wie wohnen?“

Wikinger zieht es bekanntlich immer ans Wasser. So zog es uns noch an den Neckar und auf eines der Neckar-Käpt’n Schiffe. 

 

793 überfielen Wikinger erstmals ein englisches Kloster. Um der Tradition treu zu bleiben endete unser Tag im „Klösterle“ in Alt Cannstatt. Dies ist das älteste Haus in der Region Stuttgart, aus dem Jahr 1463. Ein schöne Zeitreise. Unsere Wikinger Mikael, Anette und Rasmus fühlten sich im „Klösterle“ gleich heimelig und erfreuten sich der Flädlesuppe, dem Sauerbraten mit Spätzle, Fleischküchle mit Kartoffelsalat und dem regionalen Wein aus Fellbach und Großheppach.

 
 Bildnachweis: Sibylle Mayer, Heiko Volz

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