11. Oktober 2024 / Heikos Kulturblog

Gefährliche DDR-Flucht durch die Ostsee

Passend zum Tag der Deutschen Einheit kam jetzt am 03.10. ein berührender Film in die Kinos: "Jenseits der blauen Grenze"

Gefährliche DDR-Flucht durch die Ostsee

Es gab verschiedene Fluchtmöglichkeiten aus der DDR. Die lebensgefährlichste war die, durch 50 Kilometer kalte Ostsee zu schwimmen. Es grenzte nahezu an Selbstmord. 
Zwischen 1961 und 1989 versuchten es etwa 5600 Flüchtlinge über die Ostsee. Schwimmend, mit Booten oder selbstgebauten U-Booten. 901 soll die Flucht gelungen sein. 174 wurden tot geborgen. Der Rest, über 4500, wurden erwischt oder gelten als verschollen. Die Schicksale wurden vom Regime nicht publik gemacht.


Passend zum Tag der Deutschen Einheit kam jetzt am 03.10. ein berührender Film in die Kinos: "Jenseits der blauen Grenze"

Die DDR im Sommer 1989: Die ehrgeizige Hanna gilt als talentierte Schwimmerin. Sie trainiert hart und diszipliniert, um eines Tages sich den Traum eines Olympiasiegs zu erfüllen. 
Abseits des Schwimmbeckens verbringt sie ihre Freizeit mit ihrem besten Freund Andreas und Jens, der neu in die Klasse gekommen ist. Andreas hat seit jeher Probleme, sich in das DDR-System einzugliedern. Als er in einem Jugendwerkhof „sozialistisch umerzogen“ werden soll, beginnt er immer weiter abzustürzen. Daraufhin plant er, die DDR durch eine heimlich geplante Flucht über die Ostsee zu verlassen. Hanna ist sich unsicher, wie sie reagieren soll. Soll sie ihren festen Platz in der sozialistischen Gesellschaft aufgeben, wo sie als Sportlerin anerkannt und gefördert wird? Oder lässt sie Andreas allein die 50 Kilometer lange Strecke von Rostock nach Fehmarn schwimmen? Sie ist sich sicher, dass er es ohne ihre Hilfe und Erfahrung niemals schaffen wird. Schließlich entscheidet sich Hanna dafür, Andreas bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Verbunden nur mit einer dünnen Schnur ums Handgelenk, wagen beide die Flucht über die Ostsee…

Der Mauerfall 1989 und die Wiedervereinigung kamen für mich völlig überraschend, obwohl die DDR in meiner Familie immer ein Thema war. Ich war 28 als die Mauer fiel, geboren wurde ich zum Mauerbau 1961. Im Westen. Meine Mutter wurde mit ihrer Familie 1946 aus Sudetenland vertrieben. Sie kamen dann nach Rostock, wo auch Hanna und ihre Freunde im Film leben, in die „Ostzone“, der Westen wollte sie nicht aufnehmen. 1955 konnten sie dann mit der Bahn fliehen, bei der mein Großvater arbeitete. Meine Mutter war damals 13 Jahre alt. 

Sie nahmen nur das mit, was sie anziehen konnten. Ihre älteste Schwester floh ein paar Wochen zuvor mit ihrem Verlobten, ab dann war die Familie im Fadenkreuz der Stasi. Mein Großonkel Josef mit seiner Familie wagte die Flucht nicht. Er lebte bis zu seinem Tod in der DDR. Einmal, da besuchten uns Josef und sein Frau, inzwischen Rentner, in Stuttgart. War seltsam. Sie waren mir fremd und ich sah sie nur einmal.

Die Flucht meiner Familie war nicht so spektakulär und lebensbedrohlich wie die im Film. Die Angst erwischt zu werden und für viele Jahre im Stasi-Gefängnis zu landen, war vermutlich die gleiche. Für „Republikflucht“ wurden Haftstrafen bis zu 8 Jahren verhängt. Ein Bekannter von mir wurde auf seiner Flucht erwischt und landete für viele Jahre in Stasi-Haft.

Bildnachweis Heiko Volz

 

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