5. Juni 2024 / Heikos Kulturblog

Die Kunst der Entschleunigung

Reise, Überraschungen, Entschleunigung, Heiko Volz

Die Kunst der Entschleunigung

1956 beschrieb Erich Fromm die Kunst des Liebens. Die Zeiten sind längst vorbei. Heutzutage muss man an sich selbst denken. An die eigene Karriere und die lebenswichtige Entschleunigung.

Sibylle und ich wollten uns die zweieinhalb Wochen vor Pfingsten für das Pfingstfest entschleunigen. Mit einem entspannten Urlaub auf einem toskanischen Weingut mit leckerem Essen und Trinken, Sonnen, Schwimmen und spannenden Büchern.

Eine Woche zuvor begannen wir zu packen. Um vier Uhr früh wurde standen wir auf – um fünf Uhr saßen wir bereits im Fiat 500 Richtung Toskana. Wir rechneten mit elf Stunden für die knapp 900 Kilometer. Um 16 Uhr wollten wir in den Weinbergen sein und im Pool liegen.

Gegen sechs Uhr erfuhren wir die erste Entschleunigung auf der A81. Die Warnanzeige im Display sagte „Reifendruck prüfen“. Hatten wir schon öfter. Erlosch meistens wieder. Diesmal nicht. 

Von hinten rechts machte sich ein Geräusch unangenehm bemerkbar. Wir fuhren rechts ran. Reifenplatzer! Gerade mal nach 100 Kilometer Fahrt kurz vor Bad Dürrheim. Wir riefen den ADAC. Eineinhalb Stunden entschleunigten wir uns hinter der Leitplanke bei 6 Grad im nassen Gras. In orangen Warnwesten. Nicht zu verwechseln mit Warmwesten. Darunter hatten wir uns  in unsere Strandtücher eingewickelt. Der „Gelbe Engel“ schleppte uns zur nächsten Autowerkstatt. Die hatte noch geschlossen. Dies brachte uns eine weitere einstündige Entschleunigung im Auto auf dem Parkplatz vor der Werkstatt. 

Große Freude als die Werkstatt dann öffnete. Weniger Freude bei der Nachricht, dass entsprechende Reifen möglicherweise nicht vorrätig seien und frühestens am Montag verfügbar wären. Es war Samstag früh. Dann doch die positive Meldung, dass ähnliche Reifen da sind, wir aber zwei davon bräuchten. Schade, die Reifen waren knapp ein Jahr alt und wenig gefahren. Gegen elf Uhr könnten wir das Auto abholen. So entschleunigten wir drei weitere Stunden in einem sterilen Cafe im  anliegenden, ungastlichen Industriegebiet. Gegen Mittag konnten wir dann unsere Fahrt Richtung Süden fortsetzen. 

Nach insgesamt 16 Stunden erreichten wir unser Ziel. Ziemlich entschleunigt. So konnte unsere Entschleunigung im Urlaub weitergehen.

 

Bildnachweis Heiko Volz

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