12. Juli 2024 / Heikos Kulturblog

Berta und Karl Epple schreiben Stuttgart- und Neckar-Geschichte

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Berta und Karl Epple schreiben Stuttgart- und Neckar-Geschichte


„Du Karle, onsre Frachtschiff schtandet doch am Wochaend ognutzt ond bloß bleed uffm Neckar rom, die könntet mr doch gscheiter nutza …“ teilte Berta Epple möglicherweise in den 50er-Jahren beim Vespern am Küchentisch ihrem Gatten ihre Idee mit. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, stelle ich es mir als Unternehmenssprecher der Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple vor. Ich gehöre aber auch erst seit 2020 zur Crew.

 
Fakt ist, Berta Epple (1906-1965) und Karl Epple (1893-1961), beide gebürtige Stuttgarter, besassen bereits in den 30er-Jahren ein florierendes Fuhr- und Tiefbauunternehmen. Karl Epple, auch „Kies-Epple“ genannt, gilt als der Vater des Max-Eyth-Sees. Nach seiner Idee wurde 1935 der Stausee zur Sport- und Badeanlage ausgebaut. Doch wie begann alles?


Karl Epple überstand den ersten Weltkrieg ohne schwere Verwundung und kam 1919 von der Entlassungsstelle mit zehn Militärpferden zurück, die er vom Ersparten gekauft hatte. Mit seinen fünf Pferdegespannen gründete er 1919 ein eigenes Fuhrunternehmen in Cannstatt, das schnell florierte. Neben Fuhren aller Art wurden auch solche im Tiefbau unternommen und bald waren 15 Pferdegespanne im Einsatz. Nach und nach motorisierte und modernisierte seinen Fuhr- und Maschinenpark. Für den Kiestransport auf dem Wasser erwarb er zwei Frachtschiffe.

 

Mitte der 50er-Jahre stellten die Epples an den Wochenenden Tische und Bänke auf die Decks ihrer Frachtschiffe und boten die ersten Personenfahrten auf dem Neckar an. Der Zuspruch war so groß, dass extra zwei Fahrgastschiffe gebaut wurden und 1956 die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple in Stuttgart gegründet wurde. Eins der weiteren Schiffe wurde MS Berta Epple nach der Firmengründerin getauft. Dieses Schiff wurde 2018 verkauft und fährt bis heute mit neuem Namen „Le Signac“ auf der Seine in Paris.

 


1964 übernahm Sohn Fritz Epple (1935-2009) das Unternehmen.


Ein neuer Reeder übernahm 1997 das Ruder. Das Unternehmen erhielt mit „Neckar-Käpt’n“ eine neue Firmierung.


Mit dem nächsten Inhaberwechsel 2019 erhielt der Neckar-Käpt’n sogar eine Stimme und ein Gesicht. Michael Gaedt, bekannt durch  „Die kleine Tierschau“, „SOKO Stuttgart“ und „KGB“, recherchierte und spricht die Bordansagen. Das Werbegesicht – real und illustriert als Logo – wurde ich. Mich kannte man bereits als „Äffle & Pferdle“-Autor und Synchronstimme sowie Regio TV Stuttgart Moderator. Aktuell ist die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple alias Neckar-Käpt’n mit 6 Schiffen von Esslingen bis Besigheim unterwegs. Neben Linienfahrten wird ein vielseitiges Programm an Events und regionaler Gastronomie angeboten. Aktuelle Fahrpläne und Informationen findet man unter www.neckar-kaeptn.de.


Zur Gründerfamilie besteht bis heute Kontakt. Rebecca Epple, eine Großnichte von Berta und Karl Epple, lebt in den USA, beobachtet und kommentiert mit Wohlwollen die Aktivitäten des Neckar-Käpt’n via Social Media und möchte demnächst die Neckar-Personen-Schifffahrt Berta Epple in Stuttgart besuchen kommen. So schließt sich der Kreis.

Bildnachweis Neckar-Käpt’n

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