16. November 2024 / Boris Mönnich für Stuttgart

Parfum - Luxus für die Sinne Teil 1

Wir alle lieben es, gut zu riechen. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Geschichte der Düfte.

Parfum - Luxus für die Sinne

Wir alle lieben es, gut zu riechen. Egal, ob auf der Arbeit, beim Ausgehen mit Freunden oder einfach zu Hause auf der Couch - und benutzen deshalb gerne Parfums. Begleiten Sie uns auf eine Reise durch die Geschichte der Düfte.

Parfum als duftendes Accessoire hat eine lange und spannende Geschichte. Seine Ursprünge gehen bis in die Antike zurück, denn schon damals vor 3.000 bis 5.000 Jahren war es im alten Ägypten üblich, Duftstoffe bei bestimmten Ritualen zu verbrennen und parfümierte Öle und Salben mit wohlriechenden Pflanzenextrakten als Duft-Kosmetik zu verwenden. Damals gab es zu Ehren der Götter eine traditionelle Abendräucherung, die man „Kyphi“ nannte. Dabei wurde eine Mischung aus Amber, Weihrauch, Myrrhe, Sandelholz und weiteren natürlichen Rohstoffen verbrannt. Diese wurden mit fettreichen Ölen vermengt. Später brachten dann europäische Seefahrer von ihren Eroberungszügen neue Rohstoffe wie Gewürze aus Indien, Blumen aus Madagaskar oder duftende Hölzer aus Amerika mit. Ab dem 14. Jahrhundert wurde die Herstellung von Parfum dann auch in Europa geschichtlich dokumentiert. Als Ursprungsort der europäischen Parfumherstellung gilt übrigens der französische Ort Grasse - auch heute noch ein wahres Mekka für echte Duftenthusiasten.

 

Woher kommt der Begriff Parfum?

Das Wort selbst hat seinen Ursprung in dem französischen Wort „parfum“, welches gleichbedeutend ist mit „Duft" und ursprünglich von den lateinischen Ausdrücken „per" für „durch" und „fumum" für „Rauch" oder „Dampf" kommt. „Per fumum" bedeutete also "durch Rauch" oder "aus Räucherstoffen hergestellt“, was sich im Laufe der Zeit zum Begriff „Parfum" als Bezeichnung für ein flüssiges Gemisch aus diversen Duftstoffen und Alkohol entwickelte. Nachdem im 15. Jahrhundert die handwerklichen Kenntnisse und die technischen Voraussetzungen so weit fortgeschritten waren, dass man Destillate von hoher Konzentration herstellen konnte, kamen damals die ersten ätherischen Öle auf den Markt. In den Aufzeichnungen des deutschen Arztes, Alchemisten und Botaniker Hieronymus Brunschwig aus dem Jahre 1507 findet man folgenden Eintrag: „Destillieren ist nichts anderes, als das Subtile vom Groben und das Grobe vom Subtilen zu scheiden, das Gebrechliche oder Zerstörbare unzerstörbar, das Materielle immateriell, das Leibliche geistig und das Unschöne schöner zu machen“. Ungefähr 70 Jahre später entstand dann die erste Parfümerie in Frankreich, zur selben Zeit, als Katharina von Medici am Hofe von Heinrich II lebte. Damals kam auch der Alchimist und Apotheker Francesco Tombarelli nach Grasse und eröffnete ein Labor zur Herstellung von Düften, wodurch die Stadt zum Gründerzentrum der europäischen Parfümindustrie wurde. Anders als heute, sagte man Parfum zu dieser Zeit auch noch verschiedene therapeutische Wirkungen nach: Man ging nämlich davon aus, es würde den Geist beleben und den Körper stärken. Außerdem galten die duftenden Essenzen als wichtige Waffe im Kampf gegen die Pest. Parfum sollte reinigen, schützen und symbolisierte materiellen Wohlstand. Ein Großteil der Gelehrten ging damals davon aus, dass beim Reinigen mit Wasser schadhafte Keime den Körper befallen könnten, was den massenweisen Einsatz der Duftwässerchen förderte, welche zum unverzichtbaren Hilfsmittel bei der täglichen Pflege Beziehungsweise Toilette wurden. Daher stammt übrigens auch die Bezeichnung „Eau de Toilette“. Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelte der Italiener Giovanni Maria Farina das Eau de Cologne, welches damals als Allheilmittel galt. Erst im 19. Jahrhundert wurde Parfum dann langsam zum Luxusgut und ungefähr zur Jahrhundertwende entstanden die ersten synthetischen Duftstoffe, die heutzutage aus der heutigen Parfümproduktion nicht mehr wegzudenken sind. Die moderne Parfumherstellung, wie wir sie heutzutage kennen, nahm damals ihren Anfang. Man gab den Parfums eigene Namen und sie wurden in unverwechselbare Flakons abgefüllt.

Parfum in der heutigen Zeit.

Als der eigentliche Erfinder des modernen Parfums gilt heutzutage der auf Korsika geborene Parfümeur François Coty. Er war der erste, der synthetische Substanzen mit natürlichen mischte. Sein erstes Parfum „La Rose Jacqueminot“ von 1904 begründete seinen Erfolg. Außerdem legte Coty sehr viel Wert auf das äußere Erscheinungsbild seines Duftes und ließ deshalb seine Flakons vomfranzösichen Glaskünstler René Lalique anfertigen - eine Verbindung von Duft und Flakon, die bis heute zur Einzigartigkeit von Parfums beiträgt. Ab dem Jahr 1910 interessierten sich außer den Parfümeuren nun auch die Modeschöpfer für die Herstellung von Düften. Die Zeit der Massenparfums war geboren. Mit „Chanel No. 5“ von Coco Chanel wurde dann im Jahr 1921 eines der bis heute berühmtesten und bedeutendsten Parfums überhaupt auf den Markt gebracht - nämlich „Chanel No. 5“. Dieser Duft gilt auch im 21. Jahrhundert noch als eine mystische Legende, die ihresgleichen sucht. Viele Geschichten ranken sich um diesen olfaktorischen Klassiker und bis heute weiß niemand genau, was sich wirklich dahinter verbirgt, wieso sich so viele Menschen auch noch im 21. Jahrhundert davon betören lassen und was es mit der Nummer 5 genau auf sich hat. Was man allerdings weiß, ist, dass “Chanel No. 5” die Ikone unter den Parfums und wahrscheinlich weltweit der erste Duft ist, der einem in den Sinn kommt. Starke Frauen wie Coco Chanel selbst oder auch Marilyn Monroe und Catherine Deneuve sind und waren von dem Duft genauso fasziniert, wie Männer. Die genaue Rezeptur ist bis dato nicht bekannt. Man weiß lediglich, dass über 80 Zutaten verwendet werden, darunter Rose, Ylang-Ylang und Jasmin. Diese vermischen sich aufgrund der eingesetzten Aldehyde zu einem harmonischen Ganzen, das an jeder Frau ein wenig anders riecht. Für Experten eine Glanzleistung der Parfümerie! Eine der zahlreichen Legenden, die bis heute über den Duft grassieren, besagt übrigens, dass 1921 der Chemiker Ernest Beaux für Coco Chanel eine ganze Serie unterschiedlicher Düfte entwarf, von denen die Modeschöpferin schließlich die „No. 5“ wählte. Dass die Fünf ihre persönliche Lieblingszahl war, soll nur einer der Gründe dafür gewesen sein. Ein anderer sei wohl auf den versehentlicher Mischfehler eines Assistenten bei diesem Duft zurückzuführen sein, der die Aldehyde überdosierte. So oder so erkannte damals Coco Chanel das Potenzial des Parfums und wurde bestätigt – denn er ist, wie gesagt, auch noch heute ein echter Klassiker, die Nummer 1 weltweit, dessen Flakon sogar im Museum of Modern Art in New York ausgestellt ist. 

Der Grundaufbau eines jeden Parfums: Die Duftpyramide.

Jedes Parfum besteht seit jeher aus drei Elementen, die aber trotzdem eine Einheit bilden: Die sogenannte Duftpyramide. Diese setzt sich aus der Kopf-, der Herz und der Basisnote zusammen und besteht in der Regel aus 150 bis 250 einzelnen Bestandteilen. Den Anfang macht dabei die Kopfnote. Für sie werden meistens frische und lebendige Duftstoffe verwendet, wie zum Beispiel verschiedene zitrische Aaromen, aber auch Pfeffer, Ingwer oder Bergamotte, welche sich allerdings meist schnell wieder verflüchtigen. Die Kopfnote spiegelt dabei den ersten Eindruck des Parfums wider und ist daher entscheidend, ob uns ein Parfum gefällt oder nicht. Allerdings kann sie von den menschlichen Geruchsrezeptoren nur sehr kurz wahrgenommen werden. Als nächstes tritt dann die Herznote in den Vordergrund. Sie ist langanhaltend und, wie der Name schon sagt, das Herzstück eines jeden Parfums, das ihm seinen einzigartigen Charakter verleiht. Ein klassisches Parfum besteht etwa zu 50 bis 80 Prozent aus den Duftnoten der Herznote. Das große Finale leitet dann die Basisnote ein. Sie vereint schlussendlich alle Komponenten eines Duftes in sich und entfaltet sich etwa zehn Minuten nach dem Auftragen, wenn sich die Kopfnote verflüchtigt hat . Auch behält sie ihre Intensität über mehrere Stunden, besteht meistens aus holzigen und moschusartigen Inhaltsstoffen und ist der krönende Abschluss eines jeden Parfums. Die einzelnen Komponenten der Duftpyramide sagen jedoch nichts über die Qualität verschiedener Parfums aus, die man eigentlich grob in drei Kategorien einteilen kann: 

  • Drogeriedüfte: Diese Parfums findet man eher im unteren Preissegment. Einige davon sind durchaus hervorragend und können locker mit den teureren aus der Parfumerie mithalten, andere halten kaum einige Stunden auf der Haut aus. 
  • Designerdüfte: Darunter versteht man Düfte, die von großen Mode- oder Kosmetikfirmen hergestellt werden. Sie zielen auf den Geschmack einer breiten Konsumentenschicht und sind sehr leicht zu erwerben, da sie vielerorts verkauft werden. Bekannte Beispiele hierfür sind zum Beispiel Joop, Lagerfeld, Boss oder Jean-Paul Gaultier.
  • Nischendüfte: Diese werden meist von kleinen Firmen in kleiner Auflage hergestellt, zielen auf sehr spezielle Geschmäcker ab und sind zugleich schwieriger zu finden, da sie oft nur in sehr spezialisierten Geschäften oder online verkauft werden. Meist sind Nischendüfte auch teurer, was allerdings nichts über die jeweilige Qualität des Duftes aussagt. Zu nennen wären hier unteranderem Tom Ford, Amouage oder Maison Margiela.

Allerdings gibt es auch oft Überschneidungen zwischen Designer- und Nischendüften. Denn Marken wie Dior und Chanel besitzen beispielsweise exklusive Duftlinien, die nur in ihren eigenen Boutiquen und Stores verkauft werden, aber auch solche, die man in bekannten Parfumerieketten bekommt.

Weitere Informationen morgen im Teil 2

Bildnachweis Pixabay

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