26. Juli 2024 / Boris Mönnich für Stuttgart

Bluejeans - Modestück mit Kultstatus!

Boris Mönnich, Lifestyle, Mode, Kult, Bluejeans

Bluejeans - Modestück mit Kultstatus!

Jeder von uns hat mindestens ein paar Jeans im Kleiderschrank hängen. Es gibt sie in weit und eng, in kurz und lang, in hell und dunkel … diese und noch viele weitere Attribute treffen auf die Jeanshose zu. Doch wie entstand sie eigentlich? Warum ist sie auf der ganzen Welt so beliebt? Und wie wurde sie zu dem Fashion-Peace, welches sie heutzutage ist? Um diese und noch einige weitere Fragen zu erklären, nehmen wir Sie in diesem Artikel mit auf eine Reise durch die Geschichte des wohl kultigsten Modestücks der Welt.

Die Jeanshose wurde vor weit über 100 Jahren designt und hat sich seitdem kaum verändert. Es gibt sie heutzutage in allen möglichen Farben - aber meistens ist sie blau. Die ersten Jeanshosen wurden übrigens noch aus Segeltuch geschneidert, bevor man Denim als neues Baumwoll-Material dafür entdeckte. Allerdings war der robuste Denim-Stoff ursprünglich weiß. Für eine Arbeiterhose, die damals Goldsucher und Cowboys trugen, war das allerdings eine sehr ungünstige Farbe. Und da die Menschen schon damals wussten, wie man Stoffe färbt, wurden verschiedene Pflanzenfarben verwendet, um Kleidungsstücke etwas aufzupeppen. Speziell für die Jeanshosen machte man das mit Indigoblättern. Diese verhalfen dem weißen Denim-Stoff jedoch nicht nur zu dem markanten Blau-Ton, der bis heute das Markenzeichen der Jeans ist, sondern verfügten auch über bakterien- und pilzhemmende Substanzen, die sie beim Färben an den Stoff abgaben. Und da damals das Waschen der Jeans eine sehr mühevolle Angelegenheit war, und da die Goldgräber und Cowboys die Hosen auch oft wochenlang am Stück trugen, war es mehr als praktisch, wenn der Stoff der Arbeitshose gesundheitsschädigende Bakterien abwehren konnte.

Der Vater der Jeans

Zwar hat die Bluejeans ihren Ursprung in den Vereinigten Staaten, ihr Erfinder war jedoch ein deutscher Auswanderer, genau genommen, ein Mann aus Bayern. Laut einer Patentanmeldung aus dem Jahr 1873 war Levi Strauss, zusammen mit einem Geschäftspartner, der Ur-Vater der Jeanshose. Diesen Namen haben bestimmt die meisten schon einmal gehört, denn nach ihm wurde die weltbekannte Jeansmarke Levi’s benannt. Als Löb Strauss wurde er im Jahr 1829 im oberfränkischen Buttenheim bei Bamberg als Sohn jüdischer Eltern geboren. Sein Vater, Hirsch Strauss, ein armer Hauslehrer starb an Tuberkolose, als Löb 16 Jahre alt war. Daraufhin geriet die kinderreiche Familie in wirtschaftliche Not. 1847 wanderte seine Mutter Rebecca deshalb mit den jüngsten Kindern, Löb und zwei seiner Schwestern, nach Amerika aus. Sie folgten damit den beiden ältesten Strauss-Brüdern nach New York, die sich dort ihren Lebensunterhalt im Textilhandel verdienten. Strauss nannte sich fortan Levi, erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft und betätigte sich ebenfalls im Geschäft seiner Brüder. Als Amerika vom großen Goldrausch überrollt wurde, zog Levi zusammen mit zwei seiner Geschwister nach San Francisco. Als cleverer Geschäftsmann verschrieb er sich allerdings nicht der Goldsuche, sondern eröffnete einen Handel mit Stoff- und Kurzwaren. Schnell fand er heraus, was die Goldschürfer neben der Kleidung an persönlichem Hab und Gut sonst noch so benötigten und erweiterte sein reines Textilesortiment daraufhin um Zahnbürsten, Hosenträger und Knöpfe. Immer mehr Goldgräber und Abenteurer kauften bei ihm ein und eines Tages bemerkte er, dass diese einen übermässig großen Verschleiß an Hosen hatten und diese oftmals zerrissenen und zerfetzt waren. Für Strauss stand schnell fest, dass diese wackeren Pioniere stabile, bequeme und widerstandsfähige Hosen benötigten, in deren Taschen genug Platz war, um die vielen kleinen Arbeitsutensilien sicher unterzubringen. Das war die Geburtsstunde der Jeans! Über seine guten Kontakte aus dem Textilhandel kümmerte sich Levi Strauss um die strapazierfähigen Stoffe und Materialien und dachte sich auch noch einen bequemen Hosenschnitt aus. Als Partner holte er sich den Schneider Jacob Davis ins Boot, der sich fortan um die Belastbarkeit der Hosentaschen kümmerte und deren Ecken mit Nieten verstärkte. Im Mai 1873 war es schließlich soweit: Die Beiden meldeten ihr Hosenpatent an. Und bis zum Ende des selben Jahres hatten die Geschäftsmänner Strauss und Davis schon weit mehr als 5.000 ihrer neuartigen Hosen verkauft. Auch wenn diese erste Jeans damals noch keine Registriernummer trug, ist sie doch das älteste und bekannteste Jeansmodell der Welt und wurde später zur legendären Levi’s 501!

 

Die Erfolgsgeschichte der Jeanshose 

Wie bereits erwähnt, bestand das ursprüngliche Material der Hose aus Segeltuch. Jedoch ersetzen Strauss und Davis diesen Stoff bald durch eine strapazierfähige Baumwolle, welche aus dem französischen Ort Nîmes importiert wurde. Diese nannten sie als Reminiszenz an ihren Ursprung „Denim“ (de Nîmes - aus Nîmes), färbten sie als Markenzeichen indigoblau ein und verzierten sie dazu mit orangenen Nähten. Der Erfolg kam rasch und schnell fanden auch andere Arbeiter gefallen an der bequemen und praktischen Bluejeans. Ebenso zählten Cowboys, Farmer und Holzfäller fortan zum Kundenkreis der beiden erfinderischen Geschäftsleute. 

Der eigentliche Siegeszug der Hose aus Denim begann allerdings erst Jahre später, als Strauss und Davis längst nicht mehr lebten - nämlich in den 1920er Jahren. Damals war die Jeans in den USA in aller Munde. Am Schnitt und der indigoblauen Farbe hatte sich nichts verändert. Das passierte erst im nächsten Jahrzehnt, als die zweckmäßigen Hosenträger durch den modischen Gürtel abgelöst wurden. Die amerikanische Jugend hatte die Bluejeans nun für sich entdeckt und trug diese als ein Zeichen für Rebellion und Protest gegen Tradition und Autorität. Und so begann die Erfolgsgeschichte der Jeans in Amerika. Doch auch vor Europa machte der damalige Hype keinen Halt, denn durch den Zweiten Weltkrieg, in dem viele amerikanische Soldaten auf europäischem Boden kämpften, gelangte die Bluejeans hierher zu uns. Damals wurde sie aber in Europa noch Texas- oder Nietenhose genannt und hatte keinen leichten Start. Denn Jeans galten im Nachkriegsdeutschland anfangs schon aufgrund ihres engen Schnitts als ordinär, wurden zunächst mit den Siegermächten und später mit dem linken Spektrum assoziiert. In der damaligen DDR war das Tragen der bequemen Hose aus Übersee in Schulen und auf Tanzveranstaltungen sogar verboten. Nach und nach gelang ihr aber der Durchbruch, was unter anderem daran lag, dass international bekannte Filmstars wie James Dean, Steve McQueen oder Marlon Brando die Hosen auf der großen Leinwand trugen. Nach dem Ende des Krieges kam der Wiederaufbau und so wurden auch die ersten Jeanshosen in Europa hergestellt - genauer gesagt in Künzelsau bei der L. Hermann Kleiderfabrik. Rolf Hermann, der Sohn der Unternehmensgründerin Luise Herrmann und ihr Schwiegersohn Albert Sefranek traten 1945 in das Familienunternehmen ein. Laut einer Anektode tauschte Sefranek 1948 in einer Frankfurter Bar bei US-Soldaten sechs Flaschen Schnaps gegen sechs ihrer Hosen. Diese wurden dann zum Muster für die ersten Jeans des Unternehmens, welches dann bereits 1953 auch die ersten Jeansmodelle für Frauen herstellte. Damals eine Sensation! Und da das weibliche Geschlecht zu dieser Zeit vorwiegend Röcke und Kleider trug, wurde diese Jeans als „Girls Campinghose“ vom Unternehmen beworben, das ab 1958 den Namen „Mustang“ trug. Inspiriert vom damals so populären American Way of Life wurde der Markenname gewählt, eingetragen und international geschützt. Und so begann der Siegeszug der Bluejeans durch Mustang auch in Deutschland. Apropos Mustang - hierzu gibt es einen kleinen, aber sehr feinen Funfact: Am 22. Oktober 2005 heiratete die deutsche Schauspielerin Uschi Glas ihren Lebensgefährten, den Unternehmensberater Dieter Hermann, welcher der Neffe von Albert Sefranek ist. 

Weitere interessante Erkenntnisse morgen  im Teil 2

 

Bildnachweis Levi's, Mustang

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