7. Januar 2025 / Aus aller Welt

«Werwolf-Syndrom» bei Hunden - Rückrufe für Kauprodukte

Seit Monaten werden in Deutschland und anderen Ländern verstärkt neurologische Störungen bei Hunden erfasst. Womöglich handelt es sich um Vergiftungen, die auf bestimmte Kauknochen zurückgehen.

Zu den möglichen Symptomen zählen plötzliche Panikattacken. (Symbolbild)

In Deutschland und anderen europäischen Ländern treten seit einigen Monaten gehäuft schwere neurologische Symptome bei Hunden auf. Die Tiere jaulten und bellten andauernd und laut, zeigten plötzliche Panikattacken und unkontrollierte Bewegungen, erklärte Nina Meyerhoff von der Tierärztlichen Hochschule Hannover (Tiho). Teils komme es im späteren Verlauf zu epileptischen Anfällen.

Vermutet werde eine Vergiftung durch bestimmte, derzeit noch unbekannte Toxine in bestimmten Rinder-Kauknochen, erklärte die Tiermedizinerin. Es sei nicht ausgeschlossen, dass auch andere Produkte betroffen sind. Klar sei, dass es sich um ein europaweites Problem handelt - und dass es weiterhin andauert. «Aus Frankreich wurden gerade erst neue Fälle gemeldet.»

Erste Rückrufe in Europa

In Finnland, den Niederlanden und Dänemark gab es bereits Rückrufe für bestimmte Produkte verschiedener Marken. Die niederländische Lebensmittel- und Warenaufsichtsbehörde (NVWA) zum Beispiel warnte vor bestimmten Kauknochen der Marke «Barkoo». Sie seien im Land durch Online-Shops des Unternehmens Zooplus vertrieben worden, teilte die Behörde zum Jahresende mit. Die Kauknochen stünden im Verdacht, schwere neurologische Störungen bei Hunden zu verursachen, die Untersuchungen dazu liefen.

Kauknochen der Marke «Barkoo» sind auch in Deutschland bei «Zooplus.de» und dem Discounter-Ableger «Bitiba.de» erhältlich. Von dem in Dutzenden europäischen Ländern aktiven Unternehmen gab es auf Anfrage zunächst keine Rückmeldung dazu, wo überall die entsprechenden «Barkoo»-Produkte vertrieben wurden oder noch werden.

In Dänemark rief der Hersteller Chrisco kürzlich vorsorglich bestimmte Kauprodukte für Hunde zurück, die in verschiedenen Märkten im ganzen Land verkauft worden seien. Hintergrund seien Berichte über Verhaltensänderungen bei Hunden, die die Produkte fraßen, hieß es.

Auffällige Häufung seit August

In Deutschland seien seit Ende August vermehrt Fälle von Hunden bekanntgeworden, die schwere akute neurologische Symptome zeigten, erklärte Meyerhoff. Da solche Störungen auch auf andere Ursachen wie Schlaganfall, Gehirnentzündung oder Hirntumor zurückgehen könnten, sei jeweils eine neurologische Abklärung zur Ausschlussdiagnose nötig.

Mit welchem Toxin die Produkte verunreinigt sind und auf welchem Weg es in die Futtermittel gelangte, ist bisher noch unklar, wie Meyerhoff sagte. Die Laboranalysen liefen noch. Zumindest für einige Produkte gebe es eine Verbindung zu einem Produzenten in China, der womöglich verschiedene weitere Hersteller mit Rohmaterial wie Rinderhaut belieferte.

Kein tödlicher Verlauf

Tödlich verlaufen die Erkrankungen Meyerhoff zufolge nicht, die Symptome schwänden nach einigen Tagen bis Wochen. Bei extrem erregten Tieren würden zeitweise stark sedierende und angstlösende Medikamente verabreicht. Anfangs, als noch nichts über den Verlauf bekannt war, seien in Europa vereinzelt auch Hunde aus Sicherheitsgründen oder wegen sehr starker Symptome eingeschläfert worden.

Die Klinik für Kleintiere der Tierärztlichen Hochschule hat mit Forschenden der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München und Tierneurologen eine Studie zu den Symptomen initiiert. Betroffene Hundebesitzer und -besitzerinnen können sich unter https://ibei.tiho-hannover.de/survey/epunver an der Datenerhebung beteiligen.

Begriff aus der Humanmedizin

Der Begriff «Werwolf-Syndrom» für die Auffälligkeiten bei Hunden wird umgangssprachlich verwendet - weil die Hunde nach Angaben der Besitzer oft heulen wie ein Wolf - und ist kein tierärztlicher Fachbegriff. In der Humanmedizin wird damit vielmehr ein auch Hypertrichose genanntes Symptom bezeichnet: eine über das übliche Maß hinausgehende Behaarung, zum Beispiel im gesamten Gesicht.


Bildnachweis: © picture alliance / dpa
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