18. Januar 2025 / Aus aller Welt

Tauende Böden bedrohen Millionen Arktis-Bewohner

Der Permafrost wird im Zuge des Klimawandels instabiler. Erdmassen bewegen sich, der Untergrund gibt Gefahrstoffe frei. Das ist auch ein soziales Problem.

Dieses im Jahr 2021 aufgenommene und durch die Uni Wien zur Verfügung gestellte Foto zeigt eine Hütte, die im Zuge des Permafrost-Tauens und Erosion am kanadischen Mackenzie-Flussdelta zer...

Das Auftauen der Permafrost-Böden in arktischen Regionen gefährdet einer Studie zufolge die Lebensweise von bis zu drei Millionen Menschen. Die schwerwiegendsten Faktoren seien dabei die Zerstörung der Infrastruktur sowie Probleme mit Transport- und Nachschubwegen, hieß es in einer Studie, die unter anderem von Forscherenden aus Österreich, Dänemark und Schweden erstellt wurde.

Das Team stellte zudem eine potenzielle Verschlechterung der Wasser- und Nahrungsmittelversorgung fest sowie eine erhöhte Gefahr durch Schadstoffe und ansteckende Krankheiten. Denn das Tauen des Untergrunds, das mit dem Klimawandel im Zusammenhang steht, setzt unter anderem schädliche Stoffe aus alten Öl- und Gasgruben frei. 

Die Sozial- und Naturwissenschaftler haben für die Studie erstmals über mehrere Jahre hinweg zusammen mit Betroffenen in verschiedenen Gebieten der Arktis in Europa, Amerika und Asien die größten Risiken im Zusammenhang mit diesen Umweltveränderungen untersucht. Sie präsentieren die Studie im Journal «Communications Earth and Environment».

 Nicht nur Zukunftsmusik

Es handle sich nicht um zukünftige Gefahren, sondern um Entwicklungen, die bereits voranschreiten, sagte die Hauptautorin Susanna Gartler, die als Anthropologin an der Universität Wien forscht. Das Tauen des Untergrunds führe unter anderem zu Erdrutschen und zu verstärkter Erosion in Küstengebieten.

Die Fachleute befassten sich mit Gemeinden auf Grönland und auf der norwegischen Inselgruppe Spitzbergen, sowie in der russischen Republik Sacha und in kanadischen Gebieten am Beaufortsee und am Mündungsgebiet des Mackenzie River. In den meisten dieser Siedlungen leben indigene Menschen.

Menschen vertrauen auf eigene Anpassungsfähigkeit

Wenn etwa Jagd- und Fischerhütten ins Wasser abrutschen, wirke sich das auf die Nahrungsbeschaffung und auf die traditionelle Lebensweise von indigenen Menschen aus, sagte Gartler der Deutschen Presse-Agentur. Auch Siedlungen mit Wohnhäusern sind betroffen, wie etwa Nuugaatsiaq auf Grönland. Ein Erdrutsch löste dort 2017 einen Tsunami aus, der verheerende Schäden anrichtete.

Dennoch äußerten sich viele Menschen in den untersuchten Gebieten zuversichtlich, dass sie auch weiterhin dort leben können, wie die Forscherin erzählte. «Es wird immer und immer wieder betont, dass sich Inuit und indigene Menschen seit Tausenden Jahren an verändernde Gegebenheiten angepasst haben», sagte sie.


Bildnachweis: © Angus Alunik/Uni Wien/dpa
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