9. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Höhere Strafe für Täter im Fall Pelicot in Berufungsprozess

Im Berufungsprozess im Fall Pelicot erhält ein Täter eine höhere Haftstrafe. Die Betroffene reagiert im Gerichtssaal mit deutlichen Worten auf die Aussagen des Angeklagten.

Im Missbrauchsfall Gisèle Pelicot in Frankreich hat ein verurteilter Täter in einem Berufungsprozess eine höhere Strafe erhalten.

Im Missbrauchsfall Gisèle Pelicot in Frankreich hat einer der 51 verurteilten Täter in einem Berufungsprozess eine höhere Strafe erhalten. Das Gericht im südfranzösischen Nîmes verurteilte den 44-jährigen Mann zu zehn Jahren Haft wegen schwerer Vergewaltigung, nachdem er in erster Instanz eine Strafe von neun Jahren erhalten hatte, berichteten französische Medien aus dem Verhandlungssaal.

In dem aufsehenerregenden Fall waren Ende vergangenen Jahres 50 Männer zumeist wegen Vergewaltigung zu Haftstrafen zwischen 3 und 15 Jahren verurteilt worden. Gisèle Pelicots Ex-Mann Dominique hatte vor Gericht gestanden, seine damalige Frau fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt, missbraucht und von Fremden vergewaltigen lassen zu haben. Er erhielt die Höchststrafe von 20 Jahren Haft. Zunächst wollten 17 der Verurteilten in Berufung gehen, nur einer aber hielt daran fest.

Ex-Ehemann zeichnete Vergewaltigungen auf Video auf

In dem Berufungsprozess hatte die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft für den 44-Jährigen gefordert, dessen Tun Pelicots Ex-Mann wie auch das der anderen Täter ausführlich auf Video festgehalten hatte. 

Viele der Täter sagten später, sie seien von einem Sexspiel des Paares ausgegangen und wiesen den Vorwurf der Vergewaltigung vor Gericht von sich - etwa weil der damalige Ehemann einverstanden gewesen sei. Auch der Verurteilte, dessen Berufung nun verhandelt wurde, hielt an diesem Standpunkt fest. In dem Prozess stritt er erneut eine Vergewaltigung ab, weil Pelicots Ex-Mann behauptet habe, seine Frau stelle sich nur schlafend, und es handele sich um ein Spiel. Er habe keine Gewalt angewendet. «Bei allem Respekt, ich wollte dieser Dame niemals etwas Böses antun», sagte der Angeklagte in seinem letzten Wort, wie die Zeitung «Midi Libre berichtete.

«Sie war wie tot»

Staatsanwalt Dominique Sié wies die Sichtweise des Angeklagten zurück. «Ob er nun zehn Minuten, eine Stunde oder drei Stunden geblieben ist, spielt keine Rolle. Von der ersten Minute an sagt er, dass sie wie tot war.» Für sexuelle Handlungen habe es also keine Einwilligung geben können. «Darum geht es bei einer Vergewaltigung.»

Pelicot reagiert empört auf Ausflüchte des Täters

In dem Prozess in Nîmes hatte die zu einer feministischen Ikone gewordene 72-jährige Gisèle Pelicot empört auf die Aussage des Angeklagten reagiert. Der Mann zeigte sich vor Gericht weiterhin keiner Schuld bewusst. «Sie kommen durch die Tür, wann habe ich Ihnen meine Zustimmung gegeben? Sie vergewaltigen mich, zwei Stunden sind eine lange Zeit, ich schäme mich für Sie», sagte sie im Zeugenstand.

Als Gisèle Pelicot das Gericht nach dem Urteil unter Applaus verließ, sagte sie, dass sie sich «am Ende dieser fünfjährigen Tortur» sehe und nun ihr Leben neu aufbauen wolle, wie der Sender Europe1 berichtete. «Ich bin keine Ikone, ich bin eine ganz normale Frau, die die Geheimhaltung aufgehoben hat.»


Bildnachweis: © Lewis Joly/AP/dpa
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