22. Oktober 2025 / Aus aller Welt

Fall Herdecke: schon seit Jahren Konflikte in der Familie

Nach der Messerattacke auf die designierte Bürgermeisterin von Herdecke steht deren Adoptivtochter unter Verdacht. Schon zuvor hatte es Gewaltvorwürfe gegeben, auch gegen die Mutter.

Nach der Messerattacke auf Iris Stalzer gibt es neue Informationen zur Vorgeschichte. (Archivbild)

Vor dem Messerangriff auf die neu gewählte Bürgermeisterin von Herdecke haben sich die Kommunalpolitikerin und ihre Kinder gegenseitig über längere Zeit bei der Polizei der häuslichen Gewalt beschuldigt. Es habe seit Jahren immer wieder Meldungen zu Vorfällen gegeben, mehrfach seien Polizeistreifen deshalb am Haus der designierten Bürgermeisterin im Einsatz gewesen, sagte ein Sprecher der zuständigen Kreispolizei Ennepe-Ruhr. Zuvor hatten die «Westfalenpost» und der «Kölner Stadt-Anzeiger» berichtet.

Beschuldigungen seien von beiden Seiten erhoben worden - also nicht nur von der Mutter gegen ihre Kinder, sondern auch von den Kindern gegen die Mutter, sagte der Sprecher. Die Beamten hätten daraufhin Strafanzeigen unter anderem wegen Körperverletzung aufgenommen und die nötigen Sofortmaßnahmen getroffen. 

Welche das waren, wollte der Sprecher mit Blick auf die familiäre Privatsphäre und die laufenden Ermittlungen nicht sagen. Grundsätzlich möglich sind Wohnungsverweisungen und Rückkehrverbote für zehn Tage. Noch Mitte des Jahres hatte die Kommunalpolitikerin sich bei der Polizei beschwert, dass ihr nicht die erforderliche Hilfe geleistet werde, wie der Polizeisprecher bestätigte. 

Gequält und lebensgefährlich verletzt

Die designierte Bürgermeisterin der 23.000-Einwohner-Stadt im Südosten des Ruhrgebiets, Iris Stalzer (SPD), war vor zwei Wochen (7.10.) in ihrem Haus lebensgefährlich verletzt worden. Ihre 17-jährige Adoptivtochter steht im Verdacht, sie über einen Zeitraum von mehreren Stunden im Keller des Hauses bedroht und gequält zu haben. Neben 13 Messerstichen soll die 57-Jährige auch zahlreiche Kopfverletzungen erlitten haben. 

Motiv weiter im Dunkeln

Zu den möglichen Motiven gibt es weiter keine Angaben. In der Familie gab es laut Polizei und Staatsanwaltschaft familiäre Streitigkeiten. Die Juristin hatte nach dem Angriff ihre 17-jährige Adoptivtochter belastet, nachdem sie sie zunächst nicht als Angreiferin genannt hatte. 

Der 15-jährige Adoptivsohn war zur Tatzeit ebenfalls im Haus. Ob er eine Rolle bei den Geschehnissen spielte, ist noch Teil der laufenden Ermittlungen. 

Am 4. November steht die Vereidigung an

Die Juristin ist außer Lebensgefahr. Sie habe sich bisher nicht bei der Stadt gemeldet, sagte eine Sprecherin. Deshalb könne die Sprecherin nicht sagen, ob es Stalzer inzwischen besser gehe. Für den 4. November ist ihre Vereidigung als Bürgermeisterin geplant.


Bildnachweis: © Bernd Henkel/dpa
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