17. November 2024 / Aus aller Welt

Brienz geräumt - Schuttstrom bedroht Schweizer Dorf

2023 mussten die Bewohner von Brienz schon einmal ihr Dorf verlassen, weil ein riesiger Abbruch am Berg drohte. Millionen Kubikmeter Geröll stürzten ab. Jetzt droht der nächste Schuttstrom.

Der rund 500 Jahre alte Altar wurde aus der Kirche von Brienz in Sicherheit gebracht.

Ein riesiger Schutt- und Steinstrom droht ein ganzes Schweizer Dorf mitzureißen, deshalb haben die rund 80 Einwohner ihre Heimat nun verlassen müssen. Die Behörden hatten den Menschen in Brienz im Kanton Graubünden eine Frist bis Sonntagmittag gesetzt. Nach einem letzten Kontrollgang teilten die Behörden am Nachmittag mit, dass alle Häuser leer seien. «Die Evakuierten müssen sich darauf einstellen, dass es mehrere Monate dauern wird, bis sie ihr Dorf wieder bewohnen können.» 

Neben den Einwohnern wurde das Vieh der Bauern sowie ein gut 500 Jahre alter spätgotischer Altar der Kirche in Sicherheit gebracht. Die Bewohner kamen bei Verwandten oder in zur Verfügung gestellten Ferienwohnungen in der Region unter.

Seit Wochen bewegt sich am Berg hinter dem Dorf eine Geröllmasse mit zunehmender Geschwindigkeit abwärts. Das Geschiebe könnte sich aber auch gänzlich vom Untergrund losreißen und in das Tal donnern. Der Umfang wird auf rund 1,2 Millionen Kubikmeter geschätzt. 

Etwas Ähnliches passierte bereits im vergangenen Jahr. Die Behörden hatten das Dorf vor eineinhalb Jahren schon einmal räumen lassen, weil ein riesiger Felsabbruch am Hang oberhalb des Dorfes drohte. Die Menschen harrten Wochen in anderen Unterkünften aus, ehe in einer Juni-Nacht tatsächlich ein Schuttstrom mit rund 1,7 Millionen Kubikmetern Gestein in das Tal stürzte. Wiesen und eine Straße wurden meterhoch unter Schutt begraben. Der Strom stoppte aber wie durch ein Wunder wenige Meter vor einem Haus. Viel Gestein blieb damals allerdings auch lose im Hang liegen. Das bewegt sich nun. 

Wann das Gestein abgeht, können Geologen nicht voraussagen. Es könnte Monate dauern. «Das wahrscheinlichste Szenario ist im Moment, dass gar nichts passiert», sagte Geologe Andreas Huwiler, Bereichsleiter Naturgefahren und Schutzbauten beim Amt für Wald und Naturgefahren in Graubünden, der «Neuen Zürcher Zeitung». Der Schutt am Hang könne sich auch wieder stabilisieren oder nur sehr langsam weiter abgleiten.


Bildnachweis: © Til Buergy/KEYSTONE/dpa
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